Unsere Arbeit in der Schule – So läuft sie ab!

Den Anfang dieses Beitrages macht die Frage „Wie sind Sie/bist du auf diese Idee gekommen?“ 

Eins gleich vorweg: Ich habe die tiergestützte Arbeit nicht durch eine wissenschaftliche Analyse verschiedenster pädagogischer Methoden gefunden und ich habe darüber auch nichts in meinen Ausbildungen gelernt. 

Es war sehr viel simpler: ich lese wahnsinnig gerne und am liebsten lese ich Liebesromane, bei denen ich besonders gut abschalten kann. Dabei finde ich vor allem die Bücher von Susan Mallery angenehm geschrieben und in einem dieser Bücher bin ich auf das Arbeiten eines Lesehundes aufmerksam geworden. Das Buch hieß „Küssen ist die beste Medizin“ und handelt von Montana Hendrix, die beruflich Therapiehunde ausbildet. Als ich dieses Buch und die darin beschriebene Arbeit gelesen habe, wusste ich: „Das musst du auch machen!“. 

Wir hatten immer schon Hunde, ich habe mein ganzes bisherige Leben mit Hunden verbracht, da war der Schritt zum eigenen Hund nicht mehr sehr weit. 

Ein paar Jahre später zog dann Lotti bei mir ein und der Rest ist „Geschichte“ wie man so schön sagt. 

Gleich darauf folgt die Frage, wie unsere Arbeit als Lesehund-Team abläuft, daher stelle ich diese im Folgenden sehr ausführlich vor: 

Zu Beginn kontaktieren mich meist die LehrerInnen, wenn ihre Klassen mit mir und Lotti lesen wollen. In einem kurzen Vorgespräch besprechen wir dann, dass wir immer erst zu einem ersten „Kennenlern-Treffen“ verabreden, indem ich mit Lotti in die Klasse komme. An diesem Tag wird noch nicht gelesen, sodass alle Kinder in einem Stuhlkreis die Möglichkeit haben, Lotti kennenzulernen. Dabei führen wir ein paar Tricks vor, ich erzähle mit Hilfe von Fotoalben ein wenig aus Lottis Leben, wir besprechen die wichtigsten Regeln im Umgang mit ihr und es gibt eine oder zwei „Leckerli-Runden“. Das sind Runden, in denen jedes Kind (natürlich nur, wenn es das auch möchte) ein Leckerli in die Hand bekommt und es Lotti im Anschluss geben kann. Dabei sitzt Lotti solange auf ihrer Decke, bis alle Kinder die Leckerlis erhalten haben und das erste Kind sie anlockt. Dann geht sie zum nächsten und so weiter. 

Meist haben die Kinder bei diesem ersten Treffen sehr viele Fragen, wie zum Beispiel: „Wo kommt Lotti her?“ „Ist Lotti verheiratet?“ oder „Kann ich das Hundefutter auch essen?“. 

Die „eigentliche“ Lese-Arbeit geht dann in dem Treffen danach los, jede Stunde kommen etwa drei Kinder an die Reihe, die gemeinsam mit Lotti lesen. Je nach Schule haben wir hier aber auch kleine Besonderheiten. Beim Lesen kann das Kind entscheiden, welches Buch gelesen wird oder es fragt Lotti. Wenn Lotti entscheiden darf, sucht sie sich meist die Geschichte von Robin Hood aus, aber auch Geschichten über Museen und Dinosaurier interessieren sie sehr. 

Normalerweise betreuen wir eine Klasse etwa ein Schuljahr lang. Es kann aber auch sein, dass wir länger „vor Ort“ sind, das tun wir dann auch sehr gerne.  Zum Ende gibt es allerdings immer eine Abschlussveranstaltung in der gesamten Klasse, in der die Kinder individualisierte Urkunden erhalten, deren Text Lotti verfasst hat. Das ist mir persönlich als Akt der Wertschätzung noch einmal ganz wichtig: jedes Kind soll wissen, dass es Großartiges geleistet hat, ganz egal wie viel gelesen wurde. Mit dem Überreichen einer Urkunde bekommt das Lesen noch einmal etwas Feierliches; die Kinder haben nun etwas, dass sie ihren Eltern, Geschwistern oder Großeltern zeigen können. 

Zudem bietet dieser Termin für alle Kinder die Möglichkeit sich noch einmal bei „ihrem“ Lesehund verabschieden zu können. 

Hier wurde Lotti von den Kindern in einem Kunstprojekt portraitiert