„Meine Angst ist ja wie Zuckerwatte!“: Die Herausforderung (kindliche) Ängste zu überwinden
In meiner Arbeit mit Kindern stelle ich immer wieder fest, wie unendlich mutig, selbstreflektiert und weise manche von ihnen sind. Huch, ein Beitrag über Ängste und der erste Satz handelt von Mut? Wie diese Fähigkeiten untrennbar zusammenhängen, dazu komme ich jetzt:
In meinen Gesprächen mit Kindern verschiedenen Altern geht es häufig um das Thema Angst; Angst vor der Schulbetreuung, Angst vor dem Alleine bleiben in der Kita, Angst vor Hunden oder die Angst davor, dass plötzlich keiner mehr mitspielt.
Und das ist sehr gut verständlich; denn Kinder erleben in so kurzer Zeit so viele neue Eindrücke. Erleben gerade in den ersten Lebensjahren alle Gefühle so intensiv und können diese anfangs gar nicht wirklich kontrollieren. Einerseits ist da dieses kribbelige Glücksgefühl, wenn jemand mit mir puzzelt und herumalbert, aber plötzlich kommt auch schlagartig wie ein Blitz so viel Wut und ich weiß gar nicht was ich tun soll.
Und die Welt stellt einen vor so viele Herausforderungen: zum Beispiel, wenn im Museum plötzlich ein riesiges ausgestopftes Monster steht und ich doch eigentlich mit meinen Freunden weitergehen möchte. Doch was, wenn sich das Monster nun bewegt? Nur weil das noch keiner gesehen hat, kann es doch trotzdem passieren? Und wieso ist es jetzt ausgerechnet hier und macht mir das Leben schwer?
Ängste gehören zum Leben dazu und werden uns niemals ganz loslassen. Doch ich finde es wichtig Kindern den Umgang mit ihnen näherzubringen. Denn alles hat zwei Seiten, auch unsere Ängste. Sie zeigen uns lediglich, dass wir in diesem Bereich noch etwas lernen können, dass wir uns weiterentwickeln und stärker werden können.
Die Hirnforschung hat sogar herausgefunden, dass bestimmte Belohnungsmechanismen in unserem Gehirn aktiviert werden, wenn wir eine vormals angstbesetzte Tätigkeit nun souverän meistern können. Und dieses Hochgefühl, diese „Wenn ich DAS schaffe, dann kann ich alles schaffen!“ – Einstellung können wir nur erleben, wenn wir uns zunächst in die Tiefen begeben haben.

Das braucht eine sorgsame und an den Bedürfnissen des Kindes ausgerichtete Planung. Da wertschätzt man schon die kleinsten Erfolge (denn ein Erfolg ist ein Erfolg!) und geht immer einen Schritt weiter. Und irgendwann da gibt es diese magischen Momente, wenn Kinder in ihrer „Angstsituation“ ganz gelassen agieren, das häufig nicht einmal mitbekommen und mir dann stolz erzählen: „Weißt du Sophie? Eigentlich ist meine Angst wie Zuckerwatte. Erst dachte ich sie sei riesengroß, aber als ich sie dann ausprobiert habe ist sie so klein geworden! Wie Zuckerwatte, wenn man sie isst! Und Angst ist wie Zuckerwatte auch eigentlich gar nicht so gesund!“
Und wie könnte ich in solchen Situationen nicht wahnsinnig stolz sein auf diese mutigen, starken Kinder und ihre wahnsinnig großartigen Leistungen?